»Ich glaube, bei vielen Akademikern spielt ein persönliches Moment mit«, sagt Wendy M. K. Shaw, Professorin für Kunstgeschichte islamischer Kulturen an der Freien Universität Berlin, die an der Podiumsdiskussion God Beyond Borders teilnimmt. Selbstverständlich ist das auch bei ihr der Fall.
»Meine Mutter ist muslimische Türkin, mein Vater war Orientalist und jüdisch. Ursprünglich hieß er Shapira, aber als er 1956 in Ägypten lebte, sagte ihm seine Mutter, es sei gefährlich für ihn als Juden, daher nahm er den Namen Shaw an. Er hat dies nie als Identitätswechsel verstanden, da er sich immer als Amerikaner betrachtet hat. Er war einer der ersten jüdischen Professoren in Harvard, aber es war eine Assimilationszeit. Auch meine Familie in der Türkei war säkular, wenngleich die Religion in der Privatsphäre präsent war, vor allem in meiner Kindheit. Insofern bin ich Teil einer familiären Gelehrtentradition, die sehr jüdisch ist, aber ich weiß mehr vom Islam. Noch lustiger ist, dass meine Eltern am 6. Juni 1967 geheiratet haben [während des ›Sechstagekriegs‹].
Meine Mutter hat immer gesagt, sie und mein Vater hätten sich nie als unterschiedlich empfunden, worauf ich erwiderte: ›Naja, ihr habt an dem letzten Tag geheiratet, an dem man noch so denken konnte.‹«