Zwölf Jahre lang hat Gal Naor seine Stimme nicht auf der Bühne hören lassen. Das letzte Mal, dass er sie vor einem Publikum zum Einsatz brachte, war bei einer Aufführung im Gymnasium. Bei den vielen Produktionen, an denen er seit her beteiligt war — als Tänzer Choreograf und als Schauspieler Regisseur —, machte er ›lip sync‹ zu den Stimmen anderer und verwendete die Gebärdensprache.
»Mit 18 habe ich das letzte Mal auf der Bühne gesprochen, und heute, mit 30, wird es Zeit, dass ich zu meiner Stimme zurückkehre«, sagt er im Gespräch über seine Performance Lights & Vessels, die auf dem ID Festival zum ersten Mal zu sehen ist.
»Zu meiner Stimme zurückkehren« — das ist hier auch metaphorisch gemeint. Erstens, weil Naor — sein Bühnenname ist The Progressive Wave, eine wörtliche Übersetzung seines tatsächlichen Namens — seine »größte Angst« überwunden hat und solo auftritt; zweitens, weil seine Stimme sich nicht nur im Klang ausdrückt (diesmal macht er ›lip sync‹ für sich selbst), sondern auch in den Inhalten der Performance. Für die Dauer einer Stunde bietet Naor eine Art persönlichen Einführungsvortrag in die jüdische Mystik, die Kabbala.